Der Arbeitskraftmangel auf dem tschechischen Arbeitsmarkt erreicht Rekordwerte – sage und schreibe 363 000 Arbeitskräfte, so viele wie noch nie in der Geschichte. Unter Personalmangel leiden viele Branchen, am schlimmsten betroffen sind jedoch das Bauwesen und die Industrie. Durch die Reiseeinschränkungen und die Pandemie wird die Anstellung von Arbeitskräften aus dem Ausland noch komplizierter. Einen Ausweg aus der Misere bieten Automatisierung und Robotisierung von Routinearbeiten.
Die Arbeitslosenrate im August betrug in Tschechien 3,6 %, vor der Pandemie war die Erwerbslosigkeit mit 3 % kaum geringer. Neben dem Mangel an Personal haben die Unternehmen aber noch weitere Probleme – insbesondere Lieferengpässe und hohe Preise bei Baustoffen oder elektronischen Chips, aber auch rasch ansteigende Löhne führen dazu, dass Tschechien mit der Zeit nicht mehr länger den Stempel „Montagehalle Europas“ tragen wird.
Fachleute schlagen deshalb Alarm und raten Unternehmen, der Personalkrise durch Automatisierung und Robotisierung von Routinearbeiten begegnen. Es müssen nicht Millionen Kronen für neue Technologien oder Roboter aufgewendet werden, die Investitionen können auch in einer kleineren Größenordnung liegen.
„Wir haben einen Kunden, bei dem seit der Einführung des Lagerverwaltungssystems WMS die Kommissionierung täglicher Bestellungen von ursprünglich zwölf auf zwei Stunden verkürzt werden konnte. Dabei hat er eine Arbeitskraft gespart und muss sich während saisonaler Spitzen nicht nach Aushilfskräften fürs Lager umsehen“ , erläutert Miroslav Králík, Delivery Manager des Systems LOKiA WMS.
Neben den Bereichen Logistik oder Lagerwirtschaft können auch weitere Tätigkeiten ähnlich automatisiert werden. Die Erstellung von Bestellungen oder der Rechnungseingang werden durch EDI oder eine OCR-Software automatisiert, ein Teil der Fragen an den Kundensupport kann von einem Chatbot beantwortet werden, CRM nimmt Kaufleuten einige Arbeit ab, das Erstellen von Prototypen und die Produktion von Teilen wird von 3D-Druckern erledigt. Unternehmen sollten Routinearbeiten und repetitive Tätigkeiten heraussuchen, die ziemlich zeitaufwendig sind, und nach Wegen für eine Automatisierung suchen.
„Mit OCR-Software können wir im Bereich Rechnungseingang in etwa eine halbe Arbeitskraft sparen, schätzungsweise 60 Stunden im Monat. Eine Rechnungsbearbeiterin, die vorher diese Arbeit erledigt hat, brauchen wir nicht“, schildert Kamila Burgerová, Finanz Controllerin von MoroSystems ihre Erfahrungen.
Die demografische Entwicklung in Tschechien und den Nachbarländern deutet darauf hin, dass sich das Problem Personalmangel in Zukunft noch verstärken wird. Unternehmen, die sich rechtzeitig anpassen, können in den nächsten Jahren einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz erlangen.